Als meine Hündin Roula zu uns kam, war sie ca. 3 Jahre alt. Ein kleiner sportlicher Terriermix voller Energie und Tatendrang. Deshalb hatte ich mich dazu entschieden, sie als Besuchshund zu trainieren. Und wir hatten fünf tolle Jahre im Therapieeinsatz. Doch dann veränderte sich Roulas Verhalten. Erst schleichend, dann immer schneller. Die Diagnose: mein Hund altert.
Die ersten Anzeichen
Die sonst so kontaktfreudige Hündin fing an, sich bei den Besuchsdiensten unter Tischen und Stühlen zurückzuziehen. Es wurde immer schwerer, sie zum Mitmachen zu bewegen. Und sie ermüdete schnell. So musste ich zum Schluss den Besuch im Heim nach 35 Minuten abbrechen. Da mir immer bewusst war, dass das Wohl des Hundes an erster Stelle steht, beendete ich schweren Herzens die Arbeit im Sozialdienst.
Dass mein Hund ab jetzt schneller altern würde, war nun klar. Denn auch körperlich zeichneten sich die ersten kleinen Einschränkungen ab. So knickte der rechte Vorderlauf manchmal weg, so als ob sie Probleme mit der Schulter hätte. Die Häufigkeit der Infektionen nahm zu. Auch die Linsentrübung (grauer Star) war nicht mehr zu übersehen. Und sie bekam vor etwa einem Jahr diesen typischen Herzhusten. Ein Keuchen, welches so ähnlich wie Würgen klingt.
Hündin Roula (10 Jahre) und Katze Lilly (15 Jahre) ergänzen sich auch im Alter prima. Stand: April 2017
Weitere altersbedingte Warnzeichen
Der Hund ermüdet jetzt schneller und schläft mehr. Bei unserer Roula zeichnen sich Verhaltensweisen, ab die wir dem ehemaligen Straßenhund eigentlich abgewöhnt hatten. Dazu gehört das Ausräumen von Mülltüten und das Aufnehmen von Essensresten oder noch unappetitlicheren Dingen auf der Straße. Darüber hinaus streunt sie beim Spaziergang einfach los. Da die Nase noch super funktioniert, verfolgt sie jede Spur total gedankenverloren und bekommt oft das Abrufen einfach nicht mehr mit.
Unsere Hünden frisst jetzt mehr und noch lieber. Daher achten wir auf kalorienarme Ernährung. Und sie sucht häufiger den direkten Blickkontakt, wenn sie ein Kommando nicht richtig mitbekommen hat. Hilfreich ist hier übrigens, dass es bei uns seit jeher zu jedem Kommando zusätzlich ein klares Handzeichen gibt und sie wie ein junger Hund gelobt und belohnt wird, wenn sie etwas richtig macht.
Maßnahmen, wenn der Hund altert
Natürlich war mein erster Schritt der Weg zum Tierarzt. Tatsächlich stellte dieser eine leichte Herzinsuffizienz fest, welche medikamentös gut zu behandeln ist. Auch die Schulterprobleme liessen sich durch leichte Schmerzmittel eindämmen. Eine Gebiss-Sanierung zu Anfang des Jahres half, die Infektionen einzudämmen. Ab und zu gehen wir mit Roula zur Tierphysiotherapie, um Verspannungen zu lösen. Das sind die wichtigsten medizinischen Frühmaßnahmen, die dem Hund das Altern erleichtern.
Was können Sie selbst tun?
Am besten Stress vermeiden. Bei Ihnen selbst und beim Hund. Machen Sie lieber kürzere Spaziergänge und dafür öfter. Bei extremer Hitze oder Kälte reduzieren Sie das Gassi gehen auf das notwendige Minimum. Zum Bewegungsausgleich versuchen Sie eine altersgerechte Beschäftigung zu finden. Meine Freundin Lore von mir macht mit ihrer Emma zum Beispiel moderates Rallye Obedience. Finden Sie einfach heraus, welche Spiele ihr Hund mag und zur Not auch noch drinnen machen kann.
Massieren Sie Ihren Hund regelmäßig und machen vorsichtig passive Bewegungsübungen. Das tut nicht nur Ihnen beiden gut, sondern hilft auch Ihrem Vierbeiner. Ich habe mir von der Physiotherapeutin Bewegungen zeigen lassen, die zu Schmerzlinderung beitragen und gleichzeitig die Beweglichkeit fördern.
Wenn Sie merken, dass Ihr Hund schreckhafter wird und auf Umgebungsreize nicht mehr richtig reagiert, übernehmen Sie einfach wieder konsequenter die Führung. Leinen Sie Ihren Hund an. Das mache ich jedenfalls an den schlechteren Tagen, und meine Hündin zeigt sich dann sehr dankbar.
Keine Angst vor der Veränderung
Wie gesagt, bleiben Sie entspannt, wenn Sie feststellen, dass Ihr Hund altert. Ihnen wird sowie so nichts anderes übrig bleiben, als sich auf ein langsameres Leben mit Ihrem alternden Vierbeiner einzustellen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie Ihren Liebling noch einmal neu kennenlernen werden. Sie werden die gemeinsamen Momente viel bewusster erleben. Und das macht sogar viel Freude.
Buchempfehlung
Für die medizinischen Probleme des alternden Hundes habe ich ein Buch entdeckt, welche gut in die Hundegeriatrie einführt. Es ist zwar ein Fachbuch zur tierärztlichen Fortbildung, aber ist gut verständlich geschrieben. Denn es enthält viele praktische Tipps und Abbildungen. Von Roulas Physiotherapeutin habe ich zusätzlich eine Broschüre für alternative Heilverfahren erhalten. Auch hier finden Sie viele nützliche Hinweise, wie Sie helfen können, wenn Ihr Hund altert.
- „Physiotherapie für den geriatrischen Hund„, Claudia Hofmann und Martina Ulbrich, Engelsdorfer Verlag.
Das Taschenbuch kostet 10,00 EUR - „Naturheilkundliche Therapieverfahren„, Informationsbroschüre der GGTM e.V. für Tierhalter.
Schicken Sie einen frankierten Rückumschlag an GGTM e.V. Der Download ist kostenlos.